15. August 2023 bis 14. September 2023
Position: 40°36.525 N 027°31.965 E
Wir steuern Cinarli an. Dort ist laut Seekarte ein gut geschützter Fischerhafen und wir konnten, wie immer mit Hilfe aller Hilfsbereiten an einem Fischerboot festheften.
Nachdem wir uns in Armutlu entschlossen haben, nicht mehr weiter als bis zur Insel Marmara zu reisen, treten wir hier unseren „Urlaub“ an.
Ein kleiner Ort, Bäcker und Fleischer, Gemüsestand und 3 Teehäuschen. Ein Supermarkt und ein Kiosk, der auch Bier verkauft.
Trinkwasser der allerbesten Qualität gibt es am „Hauptplatz“; unter einer 1000 jährigen gigantischen Platane. Die Leitung kommt direkt aus den Hügeln der Insel.
Der schmale Strand entpuppt sich als lustiger Zeitvertreib. Ein Platz mit 2 Liegen und einem wackeligen Strohsonnenschirm kostet TL 80,00. Die kleinen Imbissbuden entlang servieren Drinks und Snacks direkt an den Liegestuhl. Es gibt eine öffentliche Dusche – die unseren Wasserverbrauch an Bord erheblich entlastet – und eine stündliche Busverbindung nach Marmara.
Der „Busterminal“ in Cinarli ist der stündliche, besonders vormittags, beliebter Auflauf- und Sammelpunkt. Da es im Ort keine Cash-Machine gibt, begibt man sich, auch für günstigeres Obst und Gemüse, oder SIM Karten, oder Visitationen beim Barbier und sonstigen Erledigungen nach Marmara City.
Der Bus steht, bereits geöffnet in der Wiese oder am Gehsteig. Die älteren Damen schauen schon auf ihre Armbanduhren, klopfen mit dem Finger auf die Zeiger. Wir verstehen wirklich kein Wort, jedoch sprechen die Gesten für sich. „Wo ist der Fahrer? Es ist schon 5 Minuten nach!“
„Dort hinten im Teehaus!“ Emir ruft Mohammed und Ali ruft dem Wirt und der ruft den Fahrer, der etwas verschlafen über den Platz schlurft.
Alle stopfen sich in Bus, es geht los. Jetzt wird mal Geld herumgereicht. Eine Fahrt kostet TL 20,00. Meist stehen die Männer, die Damen, erschöpft von der Suche nach dem Fahrer, sitzen. Einer macht den Kassier, es wird gewechselt und getauscht und dann das Bündel dem Chauffeur übergegeben. Der zählt mal in Ruhe nach, während der Bus auf dieser nicht sehr breiten Küstenstraße Richtung Marmara rattert. Wer noch später auf der Strecke zusteigen will, stellt sich auf die Straße und winkt. So einfach ist das!
Marmara City
Ein verwinkelter steiler Ort mit vielen Stiegen, einer Fähranlegestelle, Busterminal, vielen großen Fischerbooten und eine überschaubare Anzahl von Geschäften, Banken, Postamt, Migros, Friseur und auch eleganten Restaurants.
Der Marmor
Wir organisieren uns einen Taxifahrer und es ging nach Topagac, Asmalikö und endlich die im Norden der Insel liegenden Steinbrüche beim Ort Saraylar, in denen bereits in der Antike der berühmte weiße Prokonnesische Marmor abgebaut wurde, aus dem unter anderem der Pergamonaltar geschaffen wurde. In Saraylar ist ein Open-Air-Marmormuseum zu besichtigen.
Schon tausende von Jahren ist die Durchfahrt durchs Marmarameer ein bedeutender Highway für den Fernhandel, zwischen dem Schwarzen Meer, Istanbul und dem Mittelmeer.
Von den Steinbrüchen oben, der offene Blick aufs Meer und wir stellen uns vor, dass hier Venezianer, Genuesen, Griechen, Skythen, Ostgoten, Hunnen, Osmanen, Kosaken, Ostslawen Chasaren, Mongolen alias Tartaren, Habsburger etc. mit mächtigen Schiffen entlangsegelten.
Die Güter aus dem Orient – allen voran das „Gold“ Pfeffer – Pelze, Bernstein, Zinn, Indigo, Alaun, Mandeln, Baumwolle, Zucker, Borax, Leinen und Samt – und auch immer mit an Bord: Sklaven.
Die folgenden Bilder zeigen Topagac und Asmaliköy und das Freilichtmuseum in Saraylar
Die Wetter bzw. Windlage hält uns länger in Cinarli als gewollt. Jetzt sind es schon 3 Wochen und wir hoffen, dass wir in den nächsten 5 Tagen noch eine weitere Insel im Marmarameer kennen lernen und uns dann Richtung Winterquartier begeben. Aber es kam anders. Der Wind im Marmarameer verlängerte unseren Urlaub.
Auch eine Demo in Marmara, wir waren dabei!!!!
Ein Ausflug mit dem Dhingi
Ein Ausflug mit dem Fahrrad
Bei uns zu Hause sind die Strommasten aus günstigem Eisen, auf Marmara schauts anders aus!!!
Die vor Cinarli vorgelagerte Insel Hayirsizada auch genannt „Mouse Island“
Neue Freundschaften
Emir – am Stand zischt immer ein junger Kellner zwischen Büffet und Liegestühlen unermüdlich hin und her. Spricht passabel Inlgläsch, jobbt hier bei seinem Onkel und studiert in Izmir Mathematik.
Wir kommen mit ihm ins Gespräch, werden über die neueste Freundin informiert und dass es gestern „so late“ war.
Nachdem wir uns 4 Wochen fast täglich gesehen haben, laden wir ihn an seinem letzten Abend vor dem neuen Semester zu uns aufs Boot ein.
Mustafa – der Reiseengel von Cinarli
Schon beim Anlegen bemerken wir einen äußerst freundlichen und netten Mann, der unsere Seile entgegennimmt. Bald stellt sich heraus, dass er ein leidenschaftlicher Muscheltaucher und Fischer ist.
Kapitän und Taucher Karl schließt sehr rasch Freundschaft mit Mustafa. Beide gehen gemeinsam nach Muscheln tauchen. Eine neue Freundschaft ist geboren. Mustafa besucht uns täglich, um sich nach unserem Befinden und Wohlergehen zu erkundigen. Ein berühmter Satz von ihm: “Do you need anything, can I bring something to you!“ usw.
Mustafa war es, der uns vor der Abzocke im Hafen beschützt hat, Details in der Geschichte „Moderne Piraten!“
Mit seiner Freundin Sevde habe wir 4 einen sehr schönen Abend verbracht und freuen uns aufrichtig auf das Wiedersehen im nächsten Frühling. Danke Mustafa für deine Hilfe.
Und nun noch einige Impressionen aus Cinarli